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Umgang mit bekannter Kultureinrichtung und aktivistischer Szene

Die Situation:

Ein altes Fabrikgebäude an einem Fluß in einem Industriegebiet

Im Einvernehmen zwischen einem Grundstückseigentümer und der Kommune vor Ort sollen auf einer größeren Brachfläche zahlreiche Wohnungen gebaut werden. Auf einem kleinen Teil der Fläche befindet sich ein heruntergekommener Gewerbealtbau, der von einer Person angemietet und mit viel Eigenleistung über mehrere Monate hergerichtet und dann als Musikclub genutzt wurde.

Seitens des Mieters war von vornherein nur ein Mietvertrag mit vergleichsweise kurzer Dauer von 2 Jahren gewünscht, um sich nicht langfristig zu binden und so das wirtschaftliche Risiko gering zu halten. Der Vertrag enthält eine automatische Verlängerungsoption, so dass sich die Vermietung immer um ein weiteres Jahr verlängert, wenn nicht eine der beiden Vertragsparteien der Verlängerung widerspricht.

Nach seiner Eröffnung erlangte der neue Club zügig Bekanntheit über die Grenzen der Kommune hinweg. Die Szene erkannte das Projekt an und strömte zu den Veranstaltungen, so dass die Besucher nicht selten lange anstehen mussten, um in den Club zu kommen.

Nach einer ersten Prüfung, ob der Club auch nach einer Bebauung mit Wohnungen an der Stelle bleiben kann, ist klar, dass das aus Lärmschutzgründen nicht gehen wird. Eine angrenzende Hauptstraße sowie eine in der Nähe verlaufende Eisenbahnlinie sorgen dafür, dass bei weiteren Lärmquellen die zulässigen Grenzwerte deutlich überschritten werden und eine Wohnbebauung nicht mehr möglich wäre.

Der Clubbetreiber hat das Angebot abgelehnt, eine neue Kultureinrichtung mit Tages- und Abendbetrieb aber ohne nächtliche Partys in dem Gebiet zu betreiben.

Während erster Gespräche zwischen Eigentümer und Mieter hat sich der Mieter hilfesuchend an Mitglieder des Gemeinderates gewandt, die sich daraufhin positiv zu einem Fortbestand äußerten. Auch die Kommune hat dem Mieter gegenüber angedeutet, sich für einen Verbleib des Clubs einzusetzen. Öffentlich erklärte die Kommune, dass es sich um eine privatrechtliche Angelegenheit handelt, die vom Grundstückseigentümer zu klären sei. Auf verschiedenen Sozialen Online-Plattformen beginnt sich eine aktivistische Szene für Proteste zu vernetzen und diese zu planen.

Darum geht’s:

Nachdem ein umfangreiches Schallschutzgutachten zum Ergebnis kommt, dass ein andauernder Clubbetrieb mit einer Wohnbebauung nicht vereinbar ist, ist klar, dass der Club weichen muss. Dies soll möglichst ohne Proteste, ohne Einschränkungen für den Bebauungsfortgang und ohne Reputationsschäden für den Eigentümer gelingen.

Das haben wir realisiert:

  • Recherche zu Mieter und Netzwerk, Erstellung eines Netzwerkplanes rund um den Mieter und Ableitung von möglichen Multiplikatoren sowie deren Motivation
  • Aufsatz eines engmaschigen Monitorings von Medien, Sozialen Online-Netzwerken, Gemeinderats- und Verwaltungstätigkeit
  • Aktive Ansprache von Politik und Kommunalverwaltung und stete Information zu geplanten und erfolgten Schritten mit dem Ziel einer Kommunikations- und Deutungshoheit
  • Regelmäßige offizielle Briefings sowie informelle Einordnungen gegenüber lokalen Medien
  • Beratung des Eigentümers zum Umgang mit Rückfragen aus der Kommunalverwaltung
  • Entwicklung von Handlungsoptionen, die der Eigentümer der Kommunalverwaltung unterbreitet hat und von dieser aufgenommen wurden, so dass diese nach außen trotz Schließung des Clubs und ihrer öffentlich geäußerten Position zum Verbleib das Gesicht wahren konnte
  • Entwicklung unterschiedlicher Optionen zur Beendigung des Mietverhältnisses unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Folgen für Eigentümer und Mieter sowie Beratung des Eigentümers zur Auswahl eines bevorzugten Szenarios
  • Begleitung und Moderation der Gespräche zwischen Eigentümer und Mieter

Das Resultat:

Das vom Eigentümer nicht verlängerte Mietverhältnis bestand im Einvernehmen über den Endzeitpunkt hinaus rund ein weiteres halbes Jahr fort. Dadurch konnte der Betreiber traditionell besucher- und umsatzstarke Zeiten nutzen, um seine wirtschaftliche Situation zu verbessern. Anschließend wurde das Gebäude vereinbarungsgemäß geräumt und unmittelbar abgerissen. Eine relevante Protestbewegung blieb aus. Die Kommune äußerte sich nach außen nicht mehr zu dem Thema.

Foto: Oleg Podlesnykh auf Unsplash

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