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“Wir kündigen!”

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Wahrscheinlich kommt es selten vor, dass ein Beratungshaus ein Mandat von sich aus von einem Tag auf den anderen kündigt. Normalerweise geht dem ein längerer Prozess voraus – zum Beispiel einer, bei dem sich beide Seiten schrittweise auseinanderbewegen.

Wir haben ein Mandat fast von einem Tag auf den anderen gekündigt. Und wir haben sogar unsere Nachfolger empfohlen.

Warum?

Ein Immobilienentwickler hat in einer größeren Stadt ein Quartiersprojekt begonnen. Das Bauleitplanverfahren wurde eingeleitet. Die Bürgerbeteiligung startete. Seit Projektstart waren wir nicht nur vom Entwickler mit seiner Holdinggesellschaft, sondern für dieses Vorhaben zusätzlich von der Projektgesellschaft mandatiert. Soweit, so normal.

Nun informierte uns der Entwickler, dass ihm ein Angebot für die Übernahme des kompletten Vorhabens gemacht wurde. Gemeinsam haben wir verschiedene Szenarien, Folgen und kommunikative Herausforderungen betrachtet. Er entschied sich, das Angebot anzunehmen. Wir haben dann den Verkauf der gesamten Projektgesellschaft – und damit auch unserer Vertragsbeziehung zur Projektgesellschaft – begleitet.
Nun haben solche Verträge nicht selten verschiedene aufschiebende Bedingungen. Das heißt: Käufer und Verkäufer schulden sich auch nach dem Verkauf Dinge. Das kann Baurecht sein oder die Fertigstellung von Vorleistungen – wovon dann wiederum Geldzahlungen abhängig sind. Im Einzelfall kann es hier dazu kommen, dass beide Seite unterschiedliche Auffassungen davon haben, wer wem was schuldet und wer bei Verzug dafür die Verantwortung trägt.

Für uns war dies ein veritables Risiko für eine Situation, in der wir zwei Mandanten beraten, die miteinander im Streit stehen. Daher war es für uns nur folgerichtig innerhalb sehr kurzer Zeit das Mandat mit der Projektgesellschaft aus wichtigem Grund zu kündigen. Für den Käufer kam dies überraschend. Er hatte dies noch nicht erlebt. Wir haben es erklärt und er fand es in hohem Maße nachvollziehbar – wunderte sich aber weiterhin, warum wir auf den nicht gerade kleinen Retainer verzichteten. Uns ging es nicht um das Geld, sondern darum, mögliche Interessenskonflikte zu vermeiden und weiterhin loyal sein können und zu 100% an der Seite eines jeden Mandanten zu stehen. Das großartige Gefühl, sich jederzeit für jeden Mandaten gerade machen zu können und keine laufenden Mandate gegeneinander abwägen zu müssen, wiegt schwerer als jeder Retainer.

Wichtig ist uns jedoch auch in solchen Situationen, Dinge anständig und gut zu Ende zu bringen. Daher haben wir dem Käufer einen Nachfolger empfohlen, der die gesamte Begleitung übernommen hat. Es gab eine saubere Übergabe mit einem abschließenden Meeting, an dem alle mit guter Stimmung gemeinsam am Tisch saßen.

Die gute Stimmung auf Seiten von Verkäufer und Käufer trübte sich wenig später. Denn es kam tatsächlich zu unterschiedlichen Auffassungen, wer wem was wann schuldet – und wer für den unerwarteteten Status quo die Verantwortung trägt. Nun standen wir beinhart an der Seite unseres Mandanten – frei von Interessenkonflikten.

Bild von Thomas Breher auf Pixabay

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Robert Hesse
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